August 2018
Autor: Christian Glosauer
Wasser ist in Jordanien eine der kostbarsten Ressourcen, die es gibt. Im Jahr 2015 verbrauchte jeder Jordanier im Schnitt 145 Kubikmeter Wasser. Zum Vergleich: Die Unesco spricht bei weniger als 500 Kubikmetern pro Kopf und Jahr von extremem Wassermangel. Städtische Ballungszentren erhalten oft nur einmal in der Woche frisches Wasser über Leitungen, auf dem Land können zwischen den Belieferungen auch schon zwei Wochen liegen. Allein durch den flüchtlingsbedingten Bevölkerungszuwachs ist der Wasserverbrauch um 21 Prozent gestiegen und hat die stark strapazierte Wasserwirtschaft zusätzlich unter Druck gesetzt. Jordanien sucht seit Jahren nach Wegen, um dem extremen Wassermangel zu begegnen.
Bisher ist Wasser ein Zuschussgeschäft für die öffentlichen Versorger, entsprechend schleppend werden Reformen und Investitionen umgesetzt. Inzwischen gibt es aber Konstellationen, die für mehr Dynamik sorgen. So entstehen Wasserentsalzungsanlagen, die erneuerbare Energien nutzen: Scheint die Sonne oder weht der Wind, wird Süßwasser produziert, die kostbarste Ressource in einer der trockensten Gegenden der Welt. Und auf die Sonne ist in Arabien Verlass.
Familie Masaeed – jeder Tropfen zählt.
© Ashley Gilbertson/VII for UNICEF/Redux/laif
Wasser (200 Liter) verbraucht die Familie pro Tag zum Kochen, Trinken und Waschen von Kleidung und Geschirr.
Personen gehören zur Familie. Die Masaeeds sind Beduinen und ziehen von Ort zu Ort in der Wüste, immer dorthin, wo es Wasser und Nahrung gibt.
Schafe besitzt die Familie.
Wasser brauchen die Masaeeds täglich, um ihre Schafe zu versorgen. Das Wasser beziehen sie von einem Wasserverkäufer in einer nahe gelegenen Stadt.
15.000 Kubikmeter Wasser pro Tag
Im vergangenen Jahr ging die erste große Wasserentsalzungsanlage in Aqaba in Betrieb: Sie produziert 15.000 Kubikmeter (15 Millionen Liter) Süßwasser pro Tag. Es dürfte nicht die letzte Entsalzungsanlage sein, die in naher Zukunft in Jordanien entsteht.
Das Land investiert zudem kräftig in neue Fotovoltaikanlagen, mehrere Großprojekte sind in der Planung oder werden bereits umgesetzt. So beteiligt sich die Weltbanktochter International Finance Corporation (IFC) an einem 200-Megawatt-Solarpark, der 2019 ans Netz gehen soll.
Bei hochmodernen Wasserentsalzungsanlagen ist Nachbar Saudi-Arabien schon etwas weiter: Der Wasserentsalzungsweltmeister hat im vergangenen Jahr erstmals mehr als fünf Millionen Kubikmeter Süßwasser pro Tag produziert. Als Energiequelle nutzt Saudi-Arabien vor allem Fotovoltaikanlagen, die in Kombination mit einer Wasserentsalzung technologisch und energetisch unschlagbar sind. So hat Riad im März 2018 Pläne für neue Fotovoltaikkraftwerke von gigantischen 200 Gigawatt verkündet – selbst wenn nur fünf Prozent davon umgesetzt würden, wären das immer noch etwa ein Viertel der deutschen Fotovoltaikkapazität. Für Saudi-Arabien lohnt sich das – und was für das öl- und gasreiche Land gilt, gilt umso mehr für Jordanien ohne nennenswerte eigene Kohlenwasserstoffvorkommen.
JORDANIEN UND DEUTSCHLAND IM WASSERCHECK
Beste Voraussetzung für Solarenergie
Die Gegebenheiten vor Ort bieten beste Voraussetzungen für die Technologien – und damit auch gute Chancen für deutsche Unternehmen. Die Sonneneinstrahlung ist doppelt so stark wie in Deutschland, die Bevölkerung wächst, mit ihr steigt der Bedarf an Energie und Wasser. Gleichzeitig ist die Region politisch stabil. Für Unternehmen gibt es günstige gesetzliche Rahmenbedingungen, darunter beispielsweise das Einspeisegesetz für private Kraftwerksbetreiber. Zudem sind viele internationale Finanzierungorganisationen vor Ort aktiv, darunter die Weltbank, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung oder die IFC. Die Organisationen engagieren sich stark in der Wasser- und Energiewirtschaft und helfen somit, Investitionen zu realisieren. Deutschland ist besonders stark in der Wasserwirtschaft engagiert und hat in seinen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit viel Wissen und Erfahrung über diesen Sektor angesammelt.
Und Jordanien hat noch viel vor. Im vergangenen Jahr startete ein besonders ambitioniertes Projekt: Die Planung, Wasser aus dem Roten Meer in das Tote Meer zu pumpen, ist angelaufen. Das umstrittene Megaprojekt hat ein Investitionsvolumen von insgesamt zehn Milliarden US-Dollar. Neben einer Pipeline von 180 Kilometern Länge soll die weltweit größte Wasserentsalzungsanlage errichtet werden. Mit dem zusätzlichen Wasser soll auch verhindert werden, dass das Tote Meer weiter austrocknet.
Service & Kontakt
Gut zu wissen
Weitere Informationen zu Geschäftschancen in Jordanien enthält der Marktführer „Neue Märkte – Neue Chancen – Jordanien“ von GTAI und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. In Kürze hier kostenlos erhältlich:
www.gtai.de/jordanien
GTAI-Ansprechpartner Jordanien
Christian Glosauer
+49 228 24 993 454
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