Entscheidendes Element
Wasserstoff soll Wind- und Sonnenstrom speichern, könnte Verbrennungsmotoren und Schwerindustrie klimaneutral machen. Die Strategien für die Transformation unterscheiden sich je nach Weltregion deutlich. GTAI stellt sie vor. Diesmal: China.
Februar 2023
Autorin: Corinne Abele
Solarpark im Norden der Inneren Mongolei: Dort befinden sich viele Wasserstoffprojekte – wie auch in anderen chinesischen Provinzen mit großen Solar- und Windparks. Mit dem Strom der Anlagen will die Regierung grünen Wasserstoff erzeugen. © Liu Lei Xinhua/eyevine
Lange hat China Wasserstoff als Beitrag zur eigenen Energiesicherheit und als Teil seiner Klimastrategie nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Zwar sollen laut dem ersten mittel- bis langfristigen Entwicklungsprogramm der Wasserstoffwirtschaft nun bis 2025 etwa 100.000 bis 200.000 Tonnen grünen Wasserstoffs erzeugt werden. Bislang wird nach Einschätzung des Center for Strategic and International Studies nur etwa 1,5 Prozent des Wasserstoffs durch Elektrolyse mittels Solar- oder Windenergie produziert. Doch einer jüngsten Studie des China Hydrogen Alliance Research Institute vom Juni 2022 zufolge, könnte Wasserstoff bis 2030 bereits zehn Prozent des Endenergieverbrauchs stellen.
Branche boomt durch Staatsnachfrage
Wasserstoff soll künftig verstärkt zur industriellen Dekarbonisierung Chinas beitragen – vor allem in der Stahl- und Chemiebranche. Selbstverständlich werden auch Fahrzeuge mit Brennstoffzellentechnologie mit ihm betankt. Derzeit erhalten sie viel Förderung. Ende Oktober 2022 befanden sich etwas mehr als 10.000 Brennstoffzellenfahrzeuge auf Chinas Straßen – zumeist handelt es sich dabei um Busse oder Lieferfahrzeuge. Nach wie vor spielt der staatliche Sektor als Abnehmer eine wichtige Rolle. Von Januar bis Oktober 2022 wurden mit 2.400 Fahrzeugen 1,5-mal so viele Brennstoffzellenfahrzeuge wie im Vorjahreszeitraum verkauft.
Seit Wasserstoff als strategisch wichtig anerkannt wurde, fördert China seine Wasserstoffwirtschaft nach bewährtem Muster mit Subventionen. Die Regierung subventioniert nicht nur die Erzeugung, sondern beispielsweise auch den Aufbau von Wasserstofftankstellen, Pilotprojekte in der Stahl- oder Chemieindustrie, den Aufbau smarter grüner Stromnetze mit integrierter intelligenter wasserstoffbasierter Speichertechnologie oder den Einsatz von Wasserstoff in der Schifffahrt und beim Hafenbetrieb.
Infomieren Sie sich auch über die Wasserstoff-Strategien anderer Länder in unserer Reihe „Entscheidendes Element“.
Die meisten Projekte befinden sich in den Provinzen mit den größten, zumeist staatlich kontrollierten Wind- und Solarparks, wie etwa in der Inneren Mongolei oder in Gansu. Mithilfe des grünen Wasserstoffs als Energiespeicher können sie Spitzen in der Stromerzeugung nutzen und über Stromhandelsplätze verkaufen.
Sollte das seit Juli 2021 eröffnete nationale Emissionshandelssystem ETS künftig nicht nur den Energiesektor, sondern wie ankündigt unter anderem auch die Sektoren Stahlerzeugung, Petrochemie und Chemie erfassen, wird die Nachfrage weiter steigen. Entsprechende Pilotprojekte wie zur wasserstoffbasierten Stahlerzeugung laufen bereits.
Bei der Förderung seiner Wasserstoffwirtschaft geht es China auch um die Beherrschung von Zukunftstechnologien. Dies zeigt sich in den Wasserstoffstrategien von Provinzen wie Guangdong oder Zhejiang, von Städten wie Foshan oder Shenzhen (beide Provinz Guangdong) oder sogar von Bezirken wie Lingang in Shanghai oder von Beijings Bezirk Daxing. Chinas führende Branchenunternehmen setzen entlang der Wasserstoffwertschöpfungskette auf schnelle Skalierung. Sie versuchen, Technologielücken durch Beteiligungen und Aufkäufe im Ausland zu schließen. Bereits jetzt stammen laut dem Fachmagazin Recharge rund ein Drittel aller alkalischen Elektrolyseure weltweit aus China – ihr Preis liegt etwa 75 Prozent unter dem europäischer Hersteller.
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