Wasserstoff in Südafrika: Katalysator für die Wende
Südafrika will sich als zentraler Akteur der globalen Energiewende positionieren: mit Wasserstofftechnologie. Die Voraussetzungen sind gut. Das Land hat viel Wind und Sonne – und Platin: für Brennstoffzellen und die Elektrolyse.
Oktober 2021
Autor: Fausi Najjar
Platinbergbau im südafrikanischen Rustenburg: Im Bushveld-Komplex lagert ein Großteil der Platinreserven des Landes. Das Edelmetall ist wichtig für die Erzeugung von Wasserstoff. © picture alliance/Zoonar/Sunshine Seeds
Südafrika will bei der Wasserstofftechnologie mitmischen. Das Kapland plant, Wasserstoff (englisch: Hydrogen) selbst herzustellen und zu exportieren. Deshalb hat die südafrikanische Regierung im Oktober 2020 angekündigt, ein Hydrogen-Valley zu schaffen, auch Platinum Valley genannt. Auf Anfrage teilt das zuständige Ministerium für Höhere Bildung, Wissenschaft und Innovation mit, dass die Pläne „noch in der Ausarbeitung“ seien. Der Korridor soll die platinreiche Nordprovinz Limpopo, den Flughafen Johannesburg und die Hafenstadt Durban umfassen.
Das Großvorhaben im Nordosten Südafrikas ist naheliegend. Auf Südafrika entfallen mehr als 80 Prozent der Platinreserven und diese liegen in der Region Limpopo, die Teil des geologisch wichtigen Bushveld-Komplexes ist. Die Formation erstreckt sich auf mehr als 50.000 Quadratkilometern, dort liegen die größten gesicherten Mineralreserven Andalusit, Chrom, Flussspat, Vanadium und Platin in der Erde. Platin dient als Katalysator bei der Produktion von Wasserstoff und beim Elektroantrieb auf Wasserstoffbasis. Deshalb ist jetzt im Gespräch, in der Region Limpopo noch mehr Brennstoffzellen zu fertigen oder wahlweise in der Metropolregion Johannesburg oder in Durban.
»Technologieanbieter für die Wasserstoffindustrie sind in Südafrika sehr gefragt.«
Fausi Najjar,
Germany Trade & Invest Johannesburg
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Südafrikanische Bergbauunternehmen haben großes Interesse an der Förderung der Wasserstofftechnologie, um damit neue Märkte für ihre Mineralien zu schaffen. Sie wollen auch ihre Rohstoffe selbst weiterverarbeiten und sich an deren Veredelung beteiligen.
Grüner Sprit im Flugzeugtank
Zunächst will die Regierung den Korridor von der Platinregion Limpopo zum Flughafen Johannesburg weiterführen. Strengere Umweltauflagen könnten in naher Zukunft dazu führen, dass Flugzeuge immer öfter mit synthetischem Kerosin fliegen. Langfristig könnte Wasserstoff bei der Herstellung von Kerosin zum Einsatz kommen: Der Gasspezialist Linde und der Energiekonzern Enertrag haben bereits mitgeteilt, dass sie gemeinsam mit dem südafrikanischen Chemiekonzern Sasol solche Wasserstofftechnologien entwickeln wollen. Auch am kleineren Flughafen von Durban soll eine Wasserstofftankstelle entstehen. Der Hafen von Durban könnte als Verladestation für in Helium gebundenen Wasserstoff fungieren.
Kerosin lässt sich auch aus Strom und der Luft entnommenem Kohlenstoff, wenn auch stark energieintensiv, herstellen. Sasol hat viel Erfahrung bei der Herstellung synthetischer Kraftstoffe. Nirgends findet das sogenannte Fischer-Tropsch-Verfahren so breite Anwendung wie in dem Land am Kap. Sasol könnte seine Anlagen südlich und östlich von Johannesburg – sprich in Sasolburg und Secunda – teilweise umrüsten, um mit grünem Strom und Luft kohlenstoffneutrales Kerosin zu produzieren, so das südafrikanische Forschungsinstitut Council for Scientific and Industrial Research im Februar 2021.
Fluggesellschaften würden dann Quoten für grünen Treibstoff einhalten, indem sie im internationalen Flughafen OR Tambo Johannesburg synthetisches Kerosin tanken. Voraussetzung dazu ist wiederum, dass der Strom sich aus erneuerbaren Energien speist. Und auch hier sieht sich das sonnen- und windreiche Südafrika bestens aufgestellt.
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