Förderung für grünes Gold

Zusammen mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Elektrifizierung gehört klimaneutraler Wasserstoff zu den wichtigsten Bausteinen für die Energiewende. Deutschland will die Wasserstoffwirtschaft weltweit mitgestalten.

Oktober 2022
Autoren: Friedrich Henle und Susanne Kurowski

Die Elektrolyseure der Dresdner Sunfire GmbH produzieren grünen Wasserstoff. © Sunfire

Der internationale Wettbewerb um First-Mover-Positionen in der Wasserstoffwirtschaft hat begonnen. Dabei kommt auch den Auslandsmärkten aus zwei Gründen eine wichtige Rolle zu: Zum einen können sich deutsche Unternehmen durch Technologieexporte und Wasserstoffprojekte Marktzugang und -anteile in ausländischen Märkten sichern. Zum anderen ist die Produktion von Wasserstoff beziehungsweise dessen Derivaten jenseits der deutschen Grenzen wichtig, um die heimischen Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff aufzustocken. Das Öko-Institut erwartet in Deutschland eine Nachfrage nach grünem Wasserstoff von acht Millionen Tonnen im Jahr 2045. Den Prognosen zufolge können deutsche Unternehmen im Jahr 2045 36 Prozent des Wasserstoffbedarfs produzieren, die verbleibenden 64 Prozent müssen importiert werden.

Deutsche Unternehmen bringen sich bereits weltweit in Stellung – als Technologielieferanten, als Projektierer oder als zukünftige Importeure des grünen Goldes und seiner Derivate. So sollen beispielsweise die Elektrolyseure der Dresdner Firma Sunfire im norwegischen Mosjøen zum Einsatz kommen, um dort mit einem Partner synthetischen Flugkraftstoff im industriellen Maßstab herzustellen. Thyssenkrupp liefert für ein großes Wasserstoffprojekt im Regionalentwicklungsprojekt Neom in Saudi-Arabien die Elektrolysetechnik mit einer Gesamtleistung von zwei Gigawatt. Bereits in der Bauphase befindet sich das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Haru-Oni-Projekt in Chile, mit dem unter anderem Siemens Energy und Porsche eine klimaneutrale Kraftstoffproduktion aufbauen wollen. Zudem ist deutsche Expertise im Bereich erneuerbarer Energien gefragt, wenn es darum geht, Wind- und Solarparks mit einer Wasserstoffproduktion zu verbinden. So wollen zum Beispiel der Bremer Windkraftprojektierer WPD und der französische Produzent Lhyfe in unmittelbarer Nähe zum schwedischen Offshorewindpark Storgrundet eine Elektrolysekapazität von 600 Megawatt aufbauen.

Wasserstoffimporte sichern

Erste Verträge über die Lieferung grünen Wasserstoffs aus dem Ausland haben deutsche Versorger und Industrieunternehmen bereits abgeschlossen. Schon ab dem Jahr 2024 will beispielsweise Eon von Fortescue Future Industries aus Australien jährlich 240.000 Tonnen grünen Ammoniak beziehen. Und auch der Kunststoffhersteller Covestro hat mit dem australischen Unternehmen eine entsprechende Absichtserklärung abgeschlossen.

Die Liste der Aktivitäten deutscher Unternehmen auf dem weltweiten Markt für Wasserstoff ließe sich fortsetzen. Doch während die internationale Zusammenarbeit mit Partnern in zumeist westlichen, industrialisierten Ländern schon weit vorangeschritten ist, gibt es noch großes Potenzial in Entwicklungs- und Schwellenländern, insbesondere im Hinblick auf den Wasserstoffimport. Deutsche Unternehmen müssen sich allerdings auf Wettbewerber einstellen: Vor allem in industrialisierten Ländern, in denen die Wasserstoffproduktion und dessen Anwendungen nah beieinanderliegen – zum Beispiel in den USA, in China und in Japan –, manifestiert sich eine starke Konkurrenz, die auch vor Landesgrenzen nicht halt macht.